Kurt Schwitters, Erste Nummer der Zeitschrift Merz
Ausschnitt, zum Vergrößern bitte auf das Bild tippen

Kurt Schwitters,
Erste Nummer der Zeitschrift Merz, Januar 1923; Buchdruck; Rijksmuseum, Amsterdam

Kurt Schwitters gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten innerhalb des Dada. Obwohl er Zeit seines Lebens in künstlerischer Hinsicht Einzelgänger ist und von vielen seiner Künstlerkollegen nicht uneingeschränkt anerkannt wird.

Schwitters ist an der Gründung einiger kleiner Dadazirkel maßgeblich beteiligt. Dennoch wird er nicht vom Hannoveraner Dada-Club aufgenommen, um den er sich als Künstler sehr bemühte.

Schwitters Leidenschaft ist das "Merzen" und das macht ihn als Künstler einzigartig. „Merz“ - ist für Schwitters nicht alleinig Name oder Kategorie, die dazu dient seine Werke einzuordnen. Merz ist für Schwitters vielmehr der Ausdruck seines Lebens. Schwitters betrachtet sein Leben als ein Gesamtkunstwerk – Leben und Kunst miteinander vereint, den gesamten Inhalt seines Lebens stellt unter sein Moto „Merz“.

Kurt Schwitters, Collage
Ausschnitt, zum Vergrößern bitte auf das Bild tippen

Kurt Schwitters, Collage, 1942-43

"Merz" - Kunst mit dem Müll der Straßen eines armen Landes

Abgeleitet hat Schwitters das Wort „Merz“ von "Kommerz". Er fand es geschrieben auf einem Zettel, einer Art Reklame, den er vom Weg aufhob. Äußerlich betrachtet kann man Merz in etwa so beschreiben: Kurt Schwitters geht die Straße entlang, schaute sich um nach dem was da vor ihm liegt und hebt es auf: Zeitungsausschnitte, Busfahrscheine, Bindfäden, Nägel, Haare oder Holzstücke – Müll, wie viele von uns sagen werden. Diese Fundstücke setzt Schwitters zu Collagen zusammen.

Diese Collagen fertigt Schwitters allein oder zusammen mit Zufallsbekanntschaften an, die er unterwegs auf seinen "Beutezügen" von einem Papierkorb zum nächsten trifft. Merz ist für Schwitters ein Ausdruck dafür, Neues aus „alten Scherben“ aufzubauen. Es war das Abbild seiner inneren Revolte nach dem ersten Weltkrieg. Das Zerstörte neu aufbauen.

Neben seinen Collagen „merzt“ Schwitters seine Lautgedichte. Dahinter steckt der Gedanke, dass die Welt banal ist und das Banale darauf wartet, ergriffen und künstlerisch umgeformt (vermerzt) zu werden: "Ich habe Banalitäten vermerzt, d.h. ein Kunstwerk aus Gegenüberstellung und Wertung an sich banaler Sätze gemacht." (Zitat von Kurt Schwitters).

Das heißt nicht, dass Schwitters seine Kunst als Sinnlos bezeichnet. Er will den Menschen vom gewohnt zweckgerichteten Leben befreien. Das heißt, dass Kunst von allen anderen Funktionen frei sein muss, um gestalterisch und schöpferisch wirken zu können.

"Anna Blume" ist sein bekanntestes literarisches Werk. Es stellt eine Sammlung von Gedichten, vornehmlich lyrischen Charakters dar.

Sein Lebenswerk gipfelt im Merzen am Großen - dem Merzbau. Der Merzbau ist der Raum, indem Schwitters seine übergroße Zahl an Plastiken, Skulpturen und Collagen arrangiert. Er lässt ein begehbares Kunstwerk entstehen. Drei Merzbauten erschafft Schwitters im Gesamten. Den ersten beginnt er 1923 in Hannover aufzubauen. Er lässt es aus seinem Wohnhaus und Atelier entstehen und lässt es immer mehr Raum gewinnen. Der Hannoveraner Merzbau wird durch Angriffe der Alliierten im zweiten Weltkrieg zerstört. In Norwegen beginnt er den zweiten Merzbau in Lysaker. 1951 wird dieser durch einen Brand zerstört. 1947 beginnt er mit dem dritten und letzten Merzbau, diesmal in England. Dieses Werk kann er nicht mehr vor seinem Lebensende fertigstellen. Womit er jedoch begann ist heute noch erhalten.

Weiter lesen ...

Informationen zu diesem Artikel

veröffentlicht von Steven Maier, am , aktualisiert zuletzt am

Diesen Artikel teilen