Kleidung aus Plissees
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Modell von Teresa Eichler - Zufälligkeit und Gelassenheit in der entstehenden Form ist der Grundgedanke dieses Entwurfes. Dazu wurde ein geknüllter Rollostoff mit der ledrigen Rückseite eines Wollstoffs kombiniert. Die Hose und die Fransen wurden aus Bikini-Jersystoff hergestellt.

Alltagsobjekte als Kunstwerke darzustellen, hat in der bildenden Kunst eine lange Tradition. Auch bei Modedesigns sind Alltagsgegenstände äußerst beliebt. Im Rahmen eines Projektes der Weißensee Kunsthochschule Berlin wurden zum Beispiel Modedesigns aus Fensterbehängen wie Plissees und Rollos entworfen.

Ob Andy Warhols Tomatensuppendosen-Bildserie, Picassos Stierschädel oder die von Joseph Beuys ausgestellte Fettecke: Objektkunst, die Fundstücke oder Gebrauchsgegenstände des Alltags bewusst in Szene setzt, ist seit über 100 Jahren ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil in der bildenden Kunst. Der ursprüngliche Wegbereiter dieser Kunstform war Marcel Duchamp. Er führte schon 1913 den Kunstbegriff der „Ready-mades“ ein und präsentierte beispielsweise das Rad eines Fahrrads als Kunstobjekt, das auch auf der MoMa-Ausstellung in Berlin 2004 zu sehen war.

Das Alltagsobjekt in der Modewelt

In kunstnahen Disziplinen wie dem Modedesign finden sich heutzutage ebenfalls oft Alltagsobjekte wieder – wie zum Beispiel bei einem gemeinsamen Projekt der Weißensee Kunsthochschule Berlin und dem Unternehmen Livoneo, bei dem Modedesigns aus Plissees und Rollos vorgestellt wurden, die von der Industrie eigentlich nur für die Ausstattung von Fenstern produziert werden. Die Plissees und Rollos wurden dabei sowohl mit herkömmlichen Bekleidungstextilien wie Bikini-Stoffen und Jersey, als auch mit ebenfalls zweckfremdeten Material wie Sofa-Polsterstoffen oder Buchbinder-Gaze kombiniert.

In zeitgenössischen, von der Objektkunst inspirierten Modekreationen treffen jedoch nicht  nur klassische Modestoffe auf Textilstoffe aus der Wohn- oder Handwerksindustrie aufeinander. Für eine Modenshow wurden unter anderem auch schon alte Handys, leere Luftballons oder Plastikbecher zu Kostümen verarbeitet. In New York wiederum findet seit über zehn Jahren ein Wettbewerb statt, bei dem Brautkleider aus Toilettenpapier präsentiert und prämiert werden.

Experimente mit Form und Bewegung

Nahezu alle Modeoutfits aus Alltagsobjekten sind nicht zum Tragen geeignet. Sie werden jedoch auch nicht konkret für den Verbraucher entworfen, sondern zielen auf den künstlerisch-experimentellen Umgang mit Form, Farbe, Oberflächen und Bewegung ab. Und sie werden meistens für Präsentationszwecke von Kunsthochschulen oder internationalen Modehäusern hergestellt, wie beispielsweise auch bei einer legendären Fashionshow von 2009 des inzwischen verstorbenen Modedesigners Alexander McQueen, der seine Models mit Kopfbedeckungen aus Mülltüten über den Laufsteg schickte.

Bildquelle: livoneo.de

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