Peter Paul Rubens
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Peter Paul Rubens, Selbstporträt, um 1629

... sie findet ihre Grenzen

Die Geschichten über das Wesen der Künstler kommen im 17. Jahrhundert aus der Mode. Der Künstler muß sich der Etikette des Hofs anpassen. Es werden Kunstakademien eingerichtet. Das Zentrum des Künstlers werden im Barock die Regel und der Stil. Sein Verhalten und seine Kleidung sollen ihn als gebildeten Herrn mit guten Umgangsformen ausweisen. Peter Paul Rubens ist ein Ideal, er wird beschrieben als gut aussehend, mit weltmännischen Umgang mit Gelehrten und Königen. Der Künstler ist Diplomat und vielsprachig Gebildet.

Im 19. Jahrhundert erfährt der Künstler eine Wiedergeburt als Sonderling. Das Kunstgeschichtliche Werk "Le Vite" von Vasaris wurde in dieser Zeit in Deutsch und Französisch übersetzt, später auch in Englisch. Das alte Bild des weltfremden Grüblers wird unter den Bedingungen des Industriezeitalters neu aufgeladen. Die Melancholie verwandelt sich in Fernweh, das in der deutschen Romantik seinen Ausdruck findet.

Legenden um Künstler bieten in einer Epoche des Umbruchs der Gesellschaft einen Modus zur Bewältigung an. Der Künstler ist nun Befreit vom Schutz der Zünfte oder des fürstlichen Hofs, er muß sich auf einem freien Markt bewähren. Er wird nun zum verkannten Genie, das sich durchsetzen muß. Zur Bedingung der Kreativität wird das Leiden der nun herrschenden Welt.

So inszenieren Künstler wie William Blage, Hans Arp, Paul Gauguin, Salvador Dalí und Joseph Beuys sich selbst als jene, die um ihrer exponierten Kunst willen ein Kreuz auf sich nehmen. Hier läßt sich eine Parallele in das Spätmittelalter zurück verfolgen.

Thomas a Kampis Schrift "Nachfolge Christi" beeinflusste Maler im 15. Jahrhundert in ihrer religiösen Motivation. In der Moderne wird der Maler durchdrungen von dem Wunsch die Menschen um sich zu scharen, um die Welt zu verändern. So bekommt er antike Helden zum Vorbild, die Titanen und Halbgötter. Seine Heldenreise um seiner Kunst den Durchbruch zu bringen gleicht der Reise von Orpheus, der in die Unterwelt hinabsteigt um seine Geliebte Euridike aus dem Hades zu erlösen.

Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beginnt das Konzept der Vorstellung über das Bild des Künstlers zu verblassen. An die Stelle des Künstlers wird der Betrachter gesetzt, der das Bild macht.

Die Frau als Künstler?

Über Jahrhunderte wird die Figur des Künstlers als "Mann" überliefert. Frauen sind in der Kunst seltener zu finden. Dadurch wird es schwierig, diese Rolle weiblich zu besetzen. Der Frau wird seit Jahrhunderten in der Kunst die Rolle der Muse zugedacht. Im 19. Jahrhundert brachten die Impressionistinnen in Paris das bestehende Denken zu Fall.

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