Vase
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Die Schönheit des Jugendstils findet in vielen Alltagsgegenständen ihren Ausdruck

Weiche, fließende Linien, flächenhafte und floral anmutende Ornamente und verspielte Symbolik zeichnen den Jugendstil aus. In der Jahrhundertwende vom 19. Zum 20. Jahrhundert entsteht eine Kunstepoche, die mit ihrer Ästhetik im Alltag der Menschen wirken will. Ein zentraler Anspruch des Jugendstils ist die Integration von Kunst und Handwerk, die für jedermann erfahrbar sein soll. Die Kunst des Jugendstils ist stark im Wohnbereich präsent. So haben die Künstler des Jugendstils seinerzeit viele Kunstwerke im Bereich Möbeldesign, Geschirr oder Schmuck geschaffen, die heute noch ihre dekorative Wirkung entfalten.

Ein Hauptausdruck dieser Kunstepoche ist die Architektur und Malerei. In den rund 20 Jahren seines Wirkens in der Zeit von 1890-1910 prägt der Jugendstil viele Bauwerke in Deutschland. Der Jugendstil sucht seinen Platz im Leben der Menschen. Diese Kunstrichtung will mehr sein als ferne Kunst, sondern ein Ausdruck der Verschmelzung von Leben und Kunst. So zeugt nicht nur die Architektur vieler Jugendstil-Gebäude aus dieser Zeit von diesem Anspruch, sondern auch die Innengestaltung mitsamt all ihrer Gebrauchsgegenstände.

Die sinnliche Ausstrahlung von in Bronze gegossenen Figuren bringt die Ästhetik des Jugendstils besonders hervor. Die Natur ist das große Vorbild im Jugendstil. So finden sich auch bei den Plastiken viele symbolisch besetzte Tierabbildungen wieder. Die hier dargestellten Eulen, Löwen oder Adler stehen dabei für eine eigene Tugend oder ein Ziel. Auch elegante und natürlich anmutende Frauenfiguren sind ein typisches Gestaltungsmittel bei Jugendstil-Plastiken.

Bröhan-Museum Berlin
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Außenansicht Bröhan-Museum Berlin, 2015, Foto Martin Adam, Berlin

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Bedeutendes Kunsthandwerk im Bröhan-Museum

Welche kunstvollen Alltagsgegenstände in der Zeit des Jugendstils geschaffen wurden, zeigt das Bröhan-Museum in Berlin, erste Einblicke in die Ausstellung gewährt broehan-museum.de. Als international ausgerichtetes Landesmuseum für Art Déco, Jugendstil und Funktionalismus präsentiert es viele maßgebebliche Meisterwerke des Kunsthandwerks jener Zeit. Ein Schwerpunkt des Museums ist, dem Konzept des Jugendstils entsprechend, die Präsentation der Kunstobjekte im (Lebens-)Raum.

Benannt ist das Museum nach seinem Gründer Karl H. Bröhan. Der leidenschaftliche Kunstsammler und Kenner des Jugendstils und des Art Déco hat viele bedeutende Zeugnisse aus dieser Zeit in seinem einstigen Privatmuseum zusammengetragen. Die einzigartige und international bekannte Sammlung des Berliner Museums präsentiert auf 1000 Quadratmetern alle zwei Jahre andere Exponate aus dem umfangreichen Sammlungsbestand. In vielen Ausstellungsstücken aus Keramik, Glas, Porzellan, Silber und Bronze wird der wegweisende Stil dieser Epoche deutlich.

Wer als Besucher durch die Räume des Museums streift, dem wird klar: Der Jugendstil ist ein Wegbereiter der Moderne und ihrer Kunststile, die auch heute noch eine besondere Magie entfaltet. Mit seinem ursprünglichen Anspruch, Kunst für alle Menschen im Lebensumfeld erfahrbar zu machen, ist der Jugendstil in seinen Ausdrucksformen immer noch aktuell und interessant.

Die Darmstädter Mathildenhöhe ist die Wirkungsstätte namhafter Künstler der Jugendstil-Epoche
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Die Darmstädter Mathildenhöhe ist die Wirkungsstätte namhafter Künstler der Jugendstil-Epoche.

Wirkungsstätten des Jugendstils in Deutschland

Zwar hat der Jugendstil seine Wurzeln in der englischen „Arts and Craft“-Bewegung, in Deutschland findet dieser Kunststil jedoch eine weitläufige Verbreitung. Im europäischen Ausland erlangt die Kunstepoche des Jugendstils mehr Bekanntheit als „Art Nouveau“. Die „Arts and Crafts“-Bewegung ist die Antwort auf eine zunehmende Industrialisierung und gleichzeitig Ausdruck einer Sehnsucht nach immer stärker verdrängten handwerklichen Traditionen. Die prägenden Künstler dieser Epoche, wie Franz von Stuck, Gustav Klimt oder Louis C. Tiffany haben den Anspruch, dass ihre Werke vor allem Freude und Vergnügen bereiten sollen.

Lokale Künstler-Bewegungen und ein überregionaler Ideenaustausch in dieser Zeit bringen ganze Kunstzentren und komplexe Wirkungsstätten in Deutschland hervor. Zu den bedeutendsten Zentren des Jugendstils gehört neben München, Karlsruhe und Bad Nauheim die Darmstädter Künstlerkolonie. Von 1899 bis Ausbruchs des Ersten Weltkrieges finden namhafte Jugendstil-Künstler wie Peter Behrens, Hans Christiansen und Joseph Maria Olbrich in der hessischen Metropole zusammen, um Leben und Arbeiten miteinander zu vereinigen. Großherzog Ernst Ludwig von Hessen bietet ihnen im Zentrum der Stadt eine besondere Wirkungsstätte – unter anderem, um zukunftsweisende Wohn- und Bauformen zu fördern.

Insgesamt sieben Künstler gestalten auf der Mathildenhöhe nicht nur ihre Ateliers, sondern auch ihre Wohnhäuser im Stil des neuen Zeitgeistes. Die detaillierte Gestaltung der Innenräume mitsamt allen Einrichtungsgegenstände ist den neuen Formen und Linien gewidmet. Ihr völlig neues Konzept stößt auf begeisterte Zustimmung wie auf heftige Ablehnung. Die hessische Kunstgewerbe- und Möbelindustrie profitiert von den Ideen der Künstlerkolonie und entwickelt eine noch die dagewesene Form der Zusammenarbeit – eine erfolgreiche Zusammenarbeit, die der Deutsche Werkbund weiterverfolgt.

Die Patina von Bronzefiguren im Außenbereich schafft eigene farbliche Akzente
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Die Patina von Bronzefiguren im Außenbereich schafft eigene farbliche Akzente.

Bronzene Figuren in der Kunst

Mit Ornamenten verzierte träumende Elfen, in vollendeter Sitzhaltung festgehaltene Frauenkörper oder verspielte Pfauenfiguren sind typische Plastikformen des Jugendstils. Bronze bietet als Gussmaterial eine makellose und glänzende Oberfläche, die die Details einer filigranen Figur gut hervorbringt. Bronzefiguren sind im Außenbereich wie in Innenräumen des Hauses ein stilvolles wie warmes dekoratives Element.

Der Bronzeguss als Gussverfahren hat eine lange Tradition. Schon im vierten Jahrhundert vor Christi tauchen Figuren aus Bronze auf. Das Gießverfahren ist damals wie heute eine Legierung aus Zinn und Bronze, die in eine bestimmte Form gegossen wird, um die Skulptur zu formen. Typische Gussformen sind neben Plastiken Kanonen, Schmuck, Werkzeuge und Spiegel. Seit der Bronzezeit ist diese Gussmethode ein wichtiger Produktionsprozess, der erst nach und nach von Steingeräten ersetzt wird.

Viele antike Statuen aus verschiedenen Stilepochen sind aus Bronze gegossen. In der Grabkunst wird Bronze ebenso beliebt wie bei Iberischen oder römischen Bronzestatuen. Das edle Material ist nicht nur eine ästhetische Entscheidung, sondern eine wirtschaftliche Investition. Im Laufe der Zeit gewinnen echte Bronzeanfertigungen an Wert, die innerhalb der Familie oder in der Kunstwelt weitergegeben werden können.

Die türkisfarbene Patina, die aufgrund der Witterung auf Bronzefiguren oder -statuen entsteht, übt dabei einen ganz speziellen Reiz aus. Die möglicherweise wechselvolle Geschichte einer metallenen Kunstfigur wird durch die Patina lesbar und sie beweist auch das Alter und die Echtheit des Stückes. Wer für die Patina einer Bronzefigur schwärmt, kann diese sogar selbst mit entsprechenden Patinierlösungen künstlich erzeugen.

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