Walter Gropius auf Besuch in Deutschland
Ausschnitt, zum Vergrößern bitte auf das Bild tippen

Walter Gropius auf Besuch in Deutschland am 1. Oktober 1955 anlässlich der Einweihung der Hochschule für Gestaltung Ulm

Weimar. Wir schreiben das Jahr 1919. Den ersten Weltkrieg gerade verloren, zeichnet sich die junge Weimarer Republik noch durch Unruhen, soziale Missstände, Arbeitslosigkeit und einer gewissen Orientierungslosigkeit unter der Bevölkerung aus.

Deutschland steckt noch in den Kinderschuhen einer demokratischen und sozialen Politik. Gleichzeitig wird Europa von einer wahren Erfinderwelle überströmt. Erfindungen und Regelungen, die einem das Leben leichter machen sollen. Der erste Hartkunststoff, das PVC, wird erfunden, die erste bewegliche Prothese, einheitliche Verkehrsschilder sollen Ordnung bringen, die ersten Ampeln werden in Europa eingeführt und Deutschland gründet ein Verkehrsministerium. Der erste Weltkrieg ist der erste technisierte Krieg. Die ersten Bomben, U-Boote und Panzer lösen den "Mann zu Mann" Kampf ab und verursachen mehr Leid und Todes-Opfer an allen Kriegsfronten.

Arts and Crafts Movement, eine Bewegung des 19. Jahrhunderts, entsteht. Sie setzt sich zum Ziel, im Zeitalter der Massenproduktion von minderwertigen Gebrauchsgütern, das Kunsthandwerk zu beleben und zu reformieren. Diese Bewegung beeinflusst die Wiener Werkstätten und in weiterer Folge den Jugendstil und wirkt entscheidend auf Walter Gropius. Gropius gründet 1919, durch den Zusammenschluss der Hochschule für Bildende Kunst und der Kunstgewerbeschule Henry von de Veldes, das Staatliche Bauhaus in Weimar.

Gropius propagiert die Idee der Zusammenfassung der bildenden Künste unter Vorherrschaft der Architektur, sowie "der neue Bau der Zukunft" und die Einheit von ästhetisch ansprechender Form und Funktion:

"Das Bauhaus erstrebt die Sammlung alles künstlerischen Schaffens zur Einheit, die Wiedervereinigung aller werks-künstlerischen Disziplinen - Bildhauerei, Malerei, Kunstgewerbe und Handwerk - zu einer neuen Baukunst als deren unablösliche Bestandteile. Das letzte, wenn ferne Ziel ist das Einheitskunstwerk - der große Bau -, in dem es keine Grenze gibt zwischen monumentaler und dekorativer Kunst."

(Auszug aus dem Bauhaus Manifest)

Dieses Manifest stellt den Versuch Gropius dar, seine Philosophie und Weltanschauung zum Thema "Kunst" der Welt begreifbar zu machen.

Fotografie, Gropiusstadt
Ausschnitt, zum Vergrößern bitte auf das Bild tippen

Fotografie, Gropiusstadt,
aufgenommen am 26. Februar 2013

Lizenzhinweis

Ein neues Denken in der Kunst

Eine neue Denkweise wird geboren, die sich in Windeseile in Europa und Amerika ausbreitet. Noch in der heutigen Zeit prägt die funktionalistische Art und Liebe zur Ästhetik großer Flächen und scharfer Geometrie das Kunst- und Industrie-Design.

1925 siedelt das Bauhaus in einen von Gropius entworfenen funktionalen Neubau nach Dessau um. 1932 wird die Schule in Dessau geschlossen und löst sich nach dem Umzug nach Berlin 1933 auf.

Während ganz Europa unter dem zerstörerischen Einfluss des 3. Reiches und 2. Weltkrieges steht, erlebte auf der anderen Seite Amerika seine Hochblüte. Viele Vertreter des Bauhaus wanden nach Amerika aus und gründen dort eigene Schulen, an denen sie Bauhaus weiter lehren.

Der neue amerikanische Ausdruck von Bauhaus, "Internationale Stil" genannt, werden maßgebend für die architektonischen Höchstleistungen zwischen 1945 und 1970 in den USA und der gesamten westlichen Welt.

Zu gunsten betont wirtschaftlicher Interessen ufert die Idee des Bauhauses in den 70er Jahren aus, als ganze Wohngebiete zu Betonblockbauten "zusammengeschweißt" werden. Man kann sich hier fragen, ob noch von einem "sozialen Wohnen mit hoher Qualität" zu sprechen ist.

Das Design vom damaligen Bauhaus trifft heute noch den Zeitgeist und die Mode. Bauhaus-Design steht vielen Menschen näher als die fantasievollen Möbel des Jugendstils oder die wohnlicheren Varianten der 60er und 70er. Der heutige "Ikea-Stil" kann als Bauhaus–Abwandlung und -Variation bezeichnet werden.

Weiter lesen ...

Berühmte Bauhauskünstler

Galerien mit Bildern von Bauhaus

Informationen zu diesem Artikel

veröffentlicht von Steven Maier, am , aktualisiert zuletzt am

Diesen Artikel teilen

Kommentare

In einem, so jedenfalls die Intention, sachverständigen Text zur Kunst darf im Zusammenhaus mit einer Stilrichtung nicht die Rede von "entartet" sein (vorletzter Absatz "Ausgeufert und entartet ist die Idee des Bauhauses in den 70er Jahren, (…)). Ist Ihnen denn nicht bekannt, dass der Begriff von den Nationalsozialisten verwendet wurde, um gerade missliebige Künstler als Volksfeinde zu brandmarken, zu diffamieren und ihr Lebenswerk - bis hin zur Internierung und Ermordung - zu zerstören?

Sa., 02.06.2018 - 11:14
Andrea K.

Hallo Andrea,

Ihrem Einwand stimme ich zu.
Im Kontext „Kunst in der Mitte des 20. Jahrhunderts in Deutschland“ irritiert vielleicht ein Begriff wie „entartet“ nur unnötig. Der betreffende Abschnitt wurd sinnerhaltend umgeschrieben.

Schöne Grüße
Steven

Sa., 02.06.2018 - 20:24
AutorenTeam

Antwort auf von Andrea K.