Heinrich Vogeler, Detail aus: Sommerabend (Das Konzert).Worpswede; Detail: Paula Modersohn-Becker, Agnes Wulff, Otto Modersohn und Clara Rilke-Westhoff
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Heinrich Vogeler,  Detail aus: Sommerabend (Das Konzert).Worpswede; Detail: Paula Modersohn-Becker, Agnes Wulff, Otto Modersohn und Clara Rilke-Westhoff, 1905

Teil 3

Worpswede, ihre neue Heimat

Ein weiterer tief greifender Einschnitt in Paulas Leben ist ihr erster Besuch in dem Ort Worpswede. Anlässlich der Silberhochzeit ihrer Eltern, besucht die Familie Becker diesem Ort. Worpswede wird Ende des 19 Jahrhunderts bekannt durch die sich doch angesiedelte Künstlerkolonie. Die Worpsweder Künstler verstehen ihre Werke als Kontrast zu der, zur damaligen Zeit gesellschaft geschätzten und etablierten Kunst der Gründerzeit. Die deutsche zeitgenössische Kunst ist geprägt von einem sehr romantischen, national angehauchten und heroischen Blick auf die Gegenwart. Es ist die Zeit der realistischen Landschaftsmalerei.

Worpswedes Landschaft ist geprägt durch ausgedehnte Heide- und Moorlandschaften, mit kräftigen Braun- und Erdtönen und einer nur durch wenige Bäume und flache, katenförmige bäuerliche Gebäude ausgedehnten Weite. Industrie gibt es hier nicht, die Menschen leben ausschließlich von der Landwirtschaft und den Bedürfnissen einer durch und durch ländlichen Kultur. Die Worpsweder Künstler haben sich diesen Ort als ihre Wahlheimat ausgesucht, da sie sich hier in ihrem Kunstverständnis wiederfinden. Ihre Kunst ist geprägt von einem unverklärten, beinah altmodischen, weil frei von jeglichem Anzeichen der Industrialisierung des modernen Lebens. Ihre Malerei ist reduziert in der Farbauswahl, konzentriert auf einfache und natürliche Motive, die sich an dem ländlichen Leben der hier beheimateten Menschen orientiert.

Paula Modersohn-Becker, Die Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff
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Paula Modersohn-Becker, Die Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff, 1905

Paula Becker fühlt sich bei diesem ersten Besuch persönlich tief angesprochen. Ihr imponiert die Einfachheit der Landschaft und die Wirkung dieser scheinbar nur hier vorherrschenden Farben. Im September 1898 zieht Paula in das Künstlerdorf in der Worpsweder Heide, um bei dem dort ansässigen Maler Fritz Mackensen einen auf zwei Monate angesetzten Malunterricht zu beginnen. Dort trifft sie auf Clara Westhoff, die ebenfalls von Mackensen unterrichtet wird und mit der sie eine lebenslange, wenn auch nicht gleichbleibende Freundschaft verbinden wird. Paula Becker hat eine beträchtliche Summe Geld geerbt, aufgrund dessen sie es sich leisten kann, für die Zeit ihres Aufenthalts in Worpswede ein Haus dort zu mieten.

In Worpswede wird Paula ebenso wie ihre spätere Freundin Clara, den Dichter Rainer Maria Rilke kennenlernen. Auch diese beiden Menschen verstehen sich auf Anhieb und fühlen sich sehr miteinander verbunden. Rilke verehrt Paula sehr, heiraten wird er ihre Freundin Clara.

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veröffentlicht von Steven Maier, am , aktualisiert zuletzt am

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